Reisebericht Patagonien Schluß

Punta Arenas und Feuerland, Pinguine und Seelöwen von Peter Jürgens

Samstag, 26.1.
Zuvor galt es aber erst einmal 300 km Strecke bis kurz vor Punta Arenas zu bewältigen. Wir fuhren früh von unserem Campingplatz los, um in Puerto Natales einzukaufen, zu tanken und ein hervorragendes Fischlokal zu besuchen. Unterwegs wurden noch einige Fotos von den in der Morgensonne beschienenen Bergen des Paine Nationalparks gemacht. Dazu noch einige Guanakos und Nandus photographiert. Im Fischlokal saßen wir ganz alleine, aber das Essen war hervorragend und gar nicht teuer für chilenische Verhältnisse. Als Vorspeise gab es verschiedene Muscheln mit Dipsauce; Delikatessen der Küste frisch auf den Tisch. Als Hauptgericht aß ich Lachs aus dem Südpazifik mit Königskrabbensauce und kleine frittierte Kartoffelstückchen, auch ein Genuß.

Gegen 14.00 Uhr fuhren wir auf die Nationalstraße 160 km in Richtung Punta Arenas. Vor der Stadtgrenze bogen wir in einen Nebenweg ein, in Richtung Magellanstraße. Hier zelten wir auf einem schönen ruhigen Dünenstreifen direkt am Wasser. So müssen wir morgen früh nicht so lange fahren, um zu den Pinguinen zu gelangen. Heute abend will ich noch im Meer baden, wenn die Flut gekommen ist. Zur Zeit läuft das Wasser noch auf.

Die Sonne ist hinter Schleierwolken verschwunden, aber es weht nur eine schwache Brise. Das Barometer meiner Uhr steht ganz hoch, also wird es in den nächsten Tagen noch schön sein. Nach dem Abendessen saßen wir noch alle am Dünenrand und blickten fasziniert auf die Sonne, wie sie langsam durch die Wolkenschichten der Erde entgegensank. Wunderschöne Farbvarianten taten sich auf, bis sie untergehend nochmals den Himmel zum Leuchten brachte.


Sonntag, 27.1.
Heute sollte der Tag der Pinguine werden. Der Himmel spielte nicht ganz mit, es war bewölkt, die Sonne tat sich schwer. Als wir bei der Kolonie ankamen, war die Sonne ganz verschwunden. Wir sind auch schon sehr verwöhnt worden in den letzten 3 Wochen. Aber wir konnten auch so gut fotografieren. Zuerst hieß es erst einmal "zahlen". Straßengebühr und Eintritt für die Kolonie, aber es hat sich gelohnt. Die Magellanpinguine sind ca. 40 - 50 cm groß und gar nicht scheu. Neugierig guckten sie uns an und ließen sich in ihrem Verhalten zueinander und den Jungen gegenüber nicht stören. Immerzu rief einer klagend nach seinem Partner. Traf dieser endlich ein, wurde erst einmal geschnäbelt. Die Jungen verloren ihr Daunenkleid, denn sie waren in der Mauser. Sie standen am Strand schon in Gruppen zusammen und warteten auf ihren ersten Ausflug ins Meer. In den Höhlen, in denen die Alten brüteten, war noch Betrieb. Immer abwechselnd krabbelten sie hinein. Ab und zu kam auch noch Sand herausgeflogen, oft dem Partner ins Gesicht, wenn dieser neugierig hineinblickte.

Zum Glück waren wir das erste Fahrzeug vor Ort und konnten alles in Ruhe genießen. Eine Stunde später sah es schon ganz anders aus. Große Busse spieen ihre Ladungen an Amerikanern und Japanern von den Kreuzfahrtschiffen aus. Nach 90 Minuten hatten wir unseren Rundgang beendet und kehrten zu unserem Wagen zurück, voller neuer Eindrücke, die wir bestimmt nicht vergessen werden.

Unser Hostel in Punta Arenas ist einfach aber gemütlich. Frisch geduscht sahen wir uns die Innenstadt an und blickten vom höchsten Hügel auf die Stadt und nach Feuerland hinüber. Der Himmel war wieder blau, wie in den Tagen zuvor. Christian führte uns auf den Zentralfriedhof, lauter einzelne große und kleine Mausoleen. Hier ist auch der berühmteste Sohn der Stadt begraben: Menendez, der u.a. dafür gesorgt hat, dass die Indianer fast ausgerottet wurden. Den Zentralplatz mit dem Magellandenkmal besuchten wir danach und gingen anschließend in ein Fastfood-Restaurant.

Bis zum Abendessen um 21.00 Uhr habe ich noch Zeit, mein Tagebuch auf den neuesten Stand zu bringen. Am Hafen fanden wir später ein wunderschönes Lokal, Christian peilte die Lage, weil von außen alles besetzt schien. Er kam mit einem Grinsen zurück: Alles besetzt, nur das Raucherzimmer ist frei. Wir also rein, das Essen war hervorragend. Ich aß ein Filetsteak mit Pommes und 2 Spiegeleier darauf, dazu einen guten Weißwein (1/3 l)! Das ganze für 12.000 Peso = 17 Euro. Für chilenische Verhältnisse nicht teuer. Gegen 23.30 Uhr kamen wir zurück ins Hotel und begaben uns gleich in die Betten, denn morgen haben wir den langen Törn nach Feuerland vor uns.


Montag, 28.1.
Nach einem guten Frühstück setzte ich mich hinters Steuer, denn Christian hatte eine Grippe, und so bot ich mich an, bis zur argentinischen Grenze zu fahren. Davon 90 km auf Schotterpiste. Zwischendurch gab es eine angenehme Abwechslung, die Fährüberfahrt über die Magellanstraße. Wir hatten Glück. Als wir am Wasser eintrafen, begann gerade die Beladung der Fähre. 30 Minuten dauerte die Überfahrt bei einer starken Brise, die schon am Morgen die Wolken weggepustet hatte. Vor uns lag wieder ein sonniger Tag. Die Abfertigung an den Grenzübergängen waren wieder äußerst schleppend. Nach der Grenze nahmen wir in einem Schnellimbiss etwas zu uns, und weiter ging es mit Martina am Steuer.

In einer Missionsstation machten wir Halt, um ein Museum zu besuchen, das uns die Besiedlung Feuerlands nahe brachte und auch in Wort und Bild über das Leben der Feuerlandindianer erzählte. Aber nicht über ihr Sterben!. Wir mussten dann noch 80 km fahren und kampieren hier jetzt auf einem lauschigen Platz mit Blick auf den Lago Faguano mit dahinterliegenden Bergen. Wir sind nur noch 100 km von unserem Endziel entfernt und damit vom Ende unserer tollen erlebnisreichen Tour. Es ist jetzt 21.30 Uhr, und wir werden gleich unser Abendessen zu uns nehmen. Spaghetti Bolognese soll es geben. Es war wie immer lecker zubereitet mit frischen Tomaten, Zwiebeln, Öl und einem Schuß Rotwein. Und dazu gab es Salat.


Dienstag, 29.1.
Da wir noch eine Bergtour in Ushuaia unternehmen wollten, mussten wir bereits um 6.30 Uhr aufstehen. Waschen, Frühstücken, Packen und Einladen, alles in 1 ½ Stunden. Es ist der letzte Platzwechsel dieser Tour. Nach einstündiger Fahrt durchs Küstengebirge mit wunderschönen Hochmooren in den Tälern kamen wir in Ushuaia an. Sie ist die südlichste Stadt der Erde. Heute war sie aber nur Durchgangsstation, denn unser Ziel lag im Nationalpark Tierra del Fuego, wo wir am Ausfluß aus dem Lago Roza unser Lager aufschlugen. Zum letzten Mal, denn morgen abend schlafen wir in einem Hotel in Ushuaia. Nachdem wir das Lager aufgebaut hatten, gab es eine Brotzeit, und vier von uns machten sich auf den langen Aufstieg zum Cerro Guanako, rund 1000 m hoch. Das hieß, 900 Höhenmeter mussten bewältigt werden. Zuerst am See entlang, und dann kam das Schild zum Aufstieg.

Wir tauchten in einen echten Urwald aus Südbuchen ein. Der Pfad schlängelte sich an umgestürzten Bäumen, über Wurzeln und an Wildbächen vorbei. Ganz schmal und oft ganz steil stiegen wir nach oben. Mittendrin entdeckten wir eine Fläche mit weißen Orchideen und weiter oben eine Art Edelweiß. Mit zunehmender Höhe wurden die Buchen kleiner und dünner; sie standen so dicht zusammen, dass wir ganz eng hintereinander gehen mussten, um uns nicht zu verlieren. Als wir uns schließlich aus den Krüppelbuchen herausgearbeitet hatten, tat sich zum ersten Mal ein herrlicher Blick auf die unter uns liegenden Moore und Seen auf. Nun waren wir begierig darauf, wie der Blick von ganz oben sein würde.

Über ein Hochmoor schlängelten wir uns von einer Moosinsel zur nächsten, um nicht zu tief einzusinken. Es quatschte und blubberte unter unseren Stiefeln, so beeilten wir uns, um die Stelle schnell zu überwinden. Danach ging es über Geröll noch einmal 40 Minuten steil nach oben, bis wir mir einer grandiosen Aussicht belohnt wurden. 360 Grad nur Traumlandschaften. Fjorde, Meeresarme, Seen, Moore und schneebedeckte Berge. Ganz unten lag die Stadt Ushuaia mit ihrem Hafen am Beaglekanal. Nun lugte auch die Sonne immer öfter durch die Wolken und erhellte mit ihren Licht- und Schattenspielen das Panorama. 40 Minuten genossen wir das Naturschauspiel auf den Gewässern und den Bergen, bevor wir uns schweren Herzens an den Abstieg machten.

Auch hier oben kein sonst üblicher Sturm. Der Abstieg ging zügig vonstatten, nur im Urwald hatte ich wieder Schwierigkeiten mit meinen Augen. Ich musste mich die ganze Zeit stark konzentrieren, um die Wurzeln an der richtigen Stelle zu treffen. Bei der Steilheit hätte es schlimme Folgen gehabt, wenn ich ins Straucheln gekommen wäre. Aber alles ging gut. Nach 2 ½ Sunden waren wir wieder am Zeltplatz und genossen erst ein Bier und dann die warme Dusche. Morgen brechen wir um 8.30 Uhr unser Lager ab und bringen unsere Sachen ins Hotel. Von dort gehen wir zum Hafen und fahren mit einem gemieteten Schiff raus auf den Beaglekanal zu einer Seelöwenkolonie, die sich mit Kormoranen mehrere Felsinseln teilen. Ein letztes Highlight! Ich freue mich schon drauf.


Mittwoch, 30.1.
Erst einmal regnete es in der Nacht, und zwar bis zum Morgen. Das heißt, die Zelte naß abbauen und einpacken. Ich hatte schon Angst, unsere Bootstour fällt ins Wasser. Aber unser Glück hat uns nicht verlassen. Als wir Ushuaia näherten, hörte der Regen auf. Beim Besteigen unseres Bootes klarte es sogar auf. Die See im Beaglekanal war fast glatt. Nach 20 Minuten und einer Tasse Kakao kam die Insel der Seelöwen in Sicht. Die Sonne schien und die Seelöwen präsentierten sich von ihrer besten Seite. Vier Paschas beherrschten eine Seite der Insel mit ihren Harems. Ein tolles Bild, so etwas in freier Natur zu sehen.

Nach einer Viertelstunde fuhren wir weiter zu einer Insel, auf der Seeschwalben und Kormorane nisten, auch eine Familie der Seelöwen liegt. Ein ständiges Hin- und Her und dazu das Gekreische der Vögel. Zwischendrin saßen zwei Raubmöwen, die darauf lauerten, sich das eine oder andere Seeschwalbenjunge zu schnappen. Ganz weiß waren die Felsen vom Guano der Kormorane. Wenn man in Richtung Ushuaia blickte, traten jetzt auch die dahinterliegenden Berge aus den Wolken hervor, ein fantastischer Anblick. Auf einer anderen bewachsenen Insel machten wir einen kurzen Landgang und unser Führer erklärte uns die Vegetation. Von einem Hügel aus konnten wir das Panorama der südlichsten Stadt der Welt fotografieren. An einer Stelle zeigte er uns Siedlungsreste der Ureinwohner, die hier bis zur Ankunft der Spanier gelebt hatten. Weiter ging es und nach drei Stunden legten wir wieder im Hafen an, um ein Erlebnis reicher.

Mit unserem Bus fuhren wir zum Hotel und checkten ein. Da die Zimmer noch nicht fertig waren, bauten wir unsere Zelte auf dem Rasen vor dem Hotel auf, damit sie in der Sonne trocknen konnten. Das Abschiedsessen in der Stadt, war für 20 Uhr geplant. Davor war gemeinsames Shoppen angesagt.


Donnerstag, 31.1.
Wir wollten noch einmal shoppen;...... Das Wetter war wie immer, kein Wind und viel Sonne! Völlig untypisch für Feuerland. Um 13 Uhr waren Klaus und ich wieder im Hotel. Die anderen wollten noch das alte Gefängnis besichtigen, das von Peron 1947 geschlossen worden war

Um 19.50 Uhr hoben wir ab. Der Flug verlief problemlos. Beim Anflug auf Buenos Aires überflogen wir ein Lichtermeer bei klarem Wetter. Morgen wird noch ein langer Tag werden mit langem Flug!


Freitag, 1.2.
Nach etlichen Stunden landeten wir schließlich in Frankfurt und es hieß Abschied nehmen von den liebgewonnenen Reisegefährten, mit denen ich 4 Wochen das Abenteuer Patagonien und Feuerland im Wagen, auf Wanderungen und schönen Abenden im Küchenzeit genossen habe. Unvergessliche Eindrücke haben wir gesammelt und in unserem Inneren verwahrt. Es war eine sehr schöne Zeit, wobei das Wetter auch eine große Rolle gespielt hat.
Ein Traum ist von mir gelebt worden!