Reisebericht Patagonien Feuerland
Von Buenos Aires bis Esquel von Peter Jürgens
Sonntag, 06.01.
Buenos Aires empfing uns mit azurblauem Himmel und 24 Grad Wärme am Morgen. Die Zollformalitäten verliefen glatt, das Gepäck rollte schon an und Geld hatten wir inzwischen auch schon gewechselt. Ein perfekter Start. Mit drei Taxis ging es ins Zentrum, das über eine Autobahn schnell erreicht war. Unser Hotel lag an einer breiten Avenida und ein Zimmer wurde uns zugeteilt.
Nach einem Tee in einem Straßencafe machten wir uns auf Entdeckungstour. In den Fußgängerzonen war es noch ruhig, die Läden und die fliegenden Händler bereiteten sich erst auf den Ansturm zur Mittagszeit vor, denn wir befand uns ja im Süden, wo das Leben erst spät beginnt und weit nach Mitternacht endet. Unser Weg führte uns zur Plaza Mayo. Der Präsidentenpalast war ganz in rot gehalten und von Einsatzkräften der Bundespolizei bewacht, denn davor demonstrierten die weiblichen Kasino-Angestellten gegen den schlechten Mutterschutz. Senora Kirchner, gerade als Präsidentin vereidigt, hatte dies in ihrem Wahlkampf versprochen.
Auf dem Balkon des Palastes stellte ich mir in Gedanken vor, wie Evita Peron dort gestanden hatte und von der jubelnden Bevölkerung gefeiert wurde. Weiter ging es in Richtung Altstadt, wo auf einer Straßenlänge von 1,5 km Flohmarkt, Andenken, Gebrauchsgegenstände und andere Kuriositäten angeboten wurden. Typen konnte man da sehen, skuril, abgedreht und sonstwie verkleidet. An Musikkapellen der unterschiedlichsten Stilrichtungen wurden wir vorbeigeschoben. Inzwischen war es recht warm geworden (30 Grad) und ich gönnte mir einen frischgepressten Orangensaft.
Nach einer einstündigen Pause auf der Plaza Dorrego fuhren wir mit zwei Taxen zum Hafen, wo zwei Straßen mit bunt angemalten Häusern, die sich Freie Republik Boca nennen, auf uns warteten. Ein buntes Treiben mit originellen Einfällen. Und überall Straßencafes mit Tangovorführungen. Keiner nimmt Anstoß, wenn die Gäste aufstehen und zum Beispiel mit der Bedienung tanzen. Das geht bis ins hohe Alter. Ich habe einen wohl 90jährigen Tango tanzen sehen, etwas langsam, aber immer noch exakt im Takt. Eine urige Stimmung, heiter und gelöst.
Nach einer weiteren Taxifahrt (billiger als U-Bahn-fahren bei uns) aßen wir dann in einem italienischen Restaurant für 8 Euro (mit Getränk) 350 g Steak, Pommes und gemischten Salat. Gesättigt ging es zu Fuß zurück zum Hotel, schnell frisch gemacht und schon kam ein Bus, um uns zu einer Tango-Show (20 Euro) abzuholen. Im Theater "Senor Tango" ging die Show vor ca. 800 Gästen auf drei Ebenen um eine Tanzfläche um 22.00 Uhr los:
Die Tangotänzer eine Augenweide! Perfekte Körperbeherrschung, mal gefühlvoll, dann dramatisch und ganz wild und immer machohaft. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Tangostile gibt. Ein Live-Orchester lieferte die perfekte Musik. Zwischendurch durften die Andenindios auch etwas zum Besten geben. Bis sich alles im nationalen Pathos zur Musik von Evita auflöste, gesungen von 2 Frauen und 1 Mann. Zum Abschluß schwebten argentinische Fahnen und Goldregen von der Decke. Die Paare mit der linken Hand auf dem Herzen bewegungslos verharrend; und immer wieder "cry for me Argentina" auf spanisch. Dazu gab es fürs Publikum ein Glas Sekt frei. Leider durften wir nicht fotografieren, die haben aufgepasst wie die Schießhunde. Um 0.30 Uhr waren wir wieder im Hotel, ab ins Bett, damit wenigstens noch etwas Schlaf übrig blieb.
Montag, 07.01.
Um 7.00 Uhr klingelte der Wecker, schnell duschen und packen und runter zum Frühstücken. Ganz lecker! Dann mussten wir uns schon auf den Weg zum Inlandsflughafen machen, der an der Küste lag. Wieder spannte sich ein wolkenloser Himmel über uns bei 26 Grad. Der Flug nach Bariloche verlief ruhig, nachdem wir einen Zuschlag zu unserem Übergewicht des Gepäckes erfolgreich abgewehrt hatten.
Bariloche ist ein Ski-Ort mit aufstrebender Tendenz an einem großen See gelegen. Hier haben viele Deutsche und wie Christian erzählte, darunter viele Nazigrößen ihre neue Heimat gefunden. Viele Schokoladenhersteller und Eiscreme-Köche wetteifern um die schmackhaftesten Produkte. Das Eis schmeckt ganz lecker und ist billig, genau wie die Schokolade, von der ich mir eine Auswahl (265 g für 3 Euro) ausgesucht hatte.
Wir wohnen in einer gemütlichen Pension, Klaus und ich sitzen nun in unserem Zimmer unter dem Dach beim Tagebuchschreiben. Für 20.00 Uhr hat Christian einen Tisch in einem rustikalen Restaurant bestellt, zu dem wir mit unserem Mercedes Sprinter hinfahren werden.
Hier ist es erheblich kühler als in Buenos Aires und es weht eine frische Brise über dem See. Richtige Wellenberge mit Schaumkronen rollen über das Wasser. Das Essen war recht gut und preiswert. Ich habe mir eine Forelle mit Cremekartoffeln gegönnt, dazu Bier, welches hier in Literflaschen serviert wird. Wir haben zu Sechst vier Flaschen getrunken. Beim Verlassen des Lokals um 22.30 Uhr wurde es dunkel und der Wind wehte in Sturmstärke vom Nahuel Huapi - See. Unser Hostal liegt am Hang drei Querstraßen höher im Ort, und dort war es fast windstill. Nach einem kurzen Plausch hauten Klaus und ich uns ins Bett und waren sofort eingeschlafen.
Dienstag, 08.01.
Um 7.00 Uhr war wecken und um 8.00 Uhr gab es ein reichhaltiges Frühstück für 12 Pesos (2.70 Euro). Anschließend fuhren wir mit unserem Wagen los zu einer Tagestour. Immer am Lago Nahuel Huapi entlang, der von wunderschönen Häusern aus Baumstämmen und Naturstein erbaut gesäumt war; alle mit Seeblick. Der ganze Ufersaum ist in Privathand.
An einigen Aussichtspunkten hielten wir an, um die fantastische Aussicht zu genießen. Das dunkle bewegte Wasser, die dunklen Wolken, die von Chile herantrieben und der Sonnenschein, der bei uns vorherrschte, es war schon beeindruckend. Kleine baumbewachsene Inseln lockerten das Bild auf und ließen uns öfter verweilen. Nach zwei Stunden ging es von Llao Llao weiter zum Aussichtsberg von Bariloche, dem Cerro Otto (1405 m), im Winter ein Skigebiet, im Sommer ein herrliches Wandergebiet. Den Gipfel kann man zu Fuß oder mit einer Seilbahn erreichen. Wir wählten den Fußweg und wurden oben trotzdem zur Kasse gebeten (3 Euro). Dafür durften wir auch ins Drehrestaurant und auf die Aussichtsplattform. Nach einer Stunde Aussicht genießen ging es wieder retour nach Bariloche, zum Einkaufen für die nächsten Tage.
Ich bin für die Getränke zuständig (Bier, Wasser, Säfte und Wein). Wie wir morgen unser Gepäck noch unterbringen wollen ist mir schleierhaft; aber Christian wirkte ganz gelassen. Heute abend essen wir wieder im gleichen Restaurant wie gestern.
Gegen 20.00 Uhr war, bevor wir zum Essen aufbrachen, Lagebesprechung. Christian hatte schlechte Nachrichten: Unser rechter Vorderreifen war schon sehr abgefahren, obwohl im Mietvertrag stand: Reifen neu oder fast neu! Der Monteur wollte nicht selbst entscheiden, also Telefonate bis der Agent sein OK gab.
Mittwoch, 9.1.
Heute vormittag soll der neue Reifen nun montiert werden. Erinnert mich alles an Sven und Andrea in Australien. Heute morgen müssen wir auch noch Gemüse und Fleischwaren einkaufen, um für die nächsten Tage gerüstet zu sein. Der Tag begann schön, aber nur bis 7.15 Uhr, dann zog es zu und seitdem regnet es fast ununterbrochen. Unser Wirt meinte: Wird auch Zeit, denn es hat hier 6 Wochen nicht geregnet und die Waldbrandgefahr ist sehr hoch. Er und seine Frau sind Nachkommen von deutschen Einwanderern und sprechen sehr gut deutsch. Dies hat sich in der Trekkerszene herumgesprochen, denn hier im El Gaucho übernachten viele Deutsche.
Jetzt ist es 10.00 Uhr und wir müssen unsere Zimmer räumen und warten auf unseren Wagen. Dann beginnt das Abenteuer "Packen". Na, ich bin gespannt, ob noch Platz für uns bleibt! Es ist geschafft, alles ist verstaut, wir können gut sitzen. Christian hat dem Agenten sogar zwei neue Vorderreifen aus den Rippen geleiert.
Es ist 14.30 Uhr und wir können los. Als wir aus der Stadt herausfuhren, hörte der Regen kurz auf. Anschließend fuhren wir auf breiter Straße am Lago Mascardi entlang. Hier klarte es soweit auf, dass sogar blauer Himmer zu sehen war. Ideal für ein paar Aufnahmen der umliegenden Berge. Etwas weiter war es mit der Herrlichkeit schon wieder vorbei. Eine neue Regenfront erreichte uns. Am Lago Puelo steuerten wir einen schönen Zeltplatz an. Christian hatte hier im letzten Jahr gebadet und in der Sonne gelegen. Wir mussten dagegen unsere Zelte im leichten Regen aufbauen. Anschließend relaxten wir bei einigen Bieren, bevor es zum Essenmachen ging. Alle packten mit an, so dass das Essen schnell fertig wurde. Es ist 20.40 Uhr und wir können unseren nagenden Hunger befriedigen.
Zum Abendessen gab es Gemüseeintopf mit Reis. Fleisch wird erst morgen eingekauft. Bier und Wein wurde dabei fleißig zugesprochen, so dass wir morgen wieder auffüllen müssen. Um 23.30 Uhr kamen wir endlich in die Schlafsäcke. Der Regen pladderte die ganze Nacht auf unsere Zelte und hielt bis zum Morgengrauen an. Der See, an dem wir zelten, soll von Bergen umgeben sein, wir sahen keine, nur Regenwolken, mal hellgrau, dann wieder dunkelgrau. Schlafen konnte ich auch nicht so gut, ich muß mich erst wieder an die Iso-Matte und den engen Schlafsack gewöhnen. Morgens nach dem Frühstück ließ der Regen endlich nach, bis er schließlich ganz aufhörte.
Donnerstag,10.01.
Nachdem der Regen aufgehört hatte, konnten wir unsere nassen Zelte zusammenpacken, den Wagen beladen und los ging es auf die nächste Etappe. In EL Bolson hielten wir kurz an, um unsere Vorräte an Brot, Fleisch und Bier zu ergänzen. Dort stand auch ein wunderschönes Denkmal zu Ehren der ausgerotteten Ureinwohner. Aus einem ganzen Baumstamm hatte der Bildhauer an drei Seiten Figuren herausgearbeitet, nach oben hin in züngelnden Flammen auslaufend. Die natürlichen Äste hatte er als Fisch oder Kondor geschnitzt. Weiter ging es in Richtung Süden, 200 km standen auf dem Programm, 2/3 davon auf Schotterpiste.
Der Himmel klarte immer mehr auf und die Berge blickten aus den Wolken wieder heraus, schneebedeckt vom Neuschnee der vergangenen Nacht. Je weiter wir fuhren, desto mehr veränderte sich die Landschaft. Eine Hochebene tat sich auf von gelben Blumen bewachsen. Einige einzelne Haciendas lagen verstreut in der Landschaft, und Rinder und Schafe weideten in der Ebene. Die ersten Gauchos ritten vorbei, eifrig von allen fotografiert.
An einer Stelle hielt Christian an, um uns die Story von der Ranch von Butch Cassidy und Sundance Kid zu erzählen und sie uns zu zeigen. Die amerikanischen Räuber waren nach einem Banküberfall nach Argentinien geflohen, um dort mit dem Geld eine Ranch zu kaufen (wurde verfilmt mit Paul Newmann und Robert Redford). Als das Geld alle war, kam der nächste Banküberfall, und sie mussten nach Bolivien fliehen. Dort wurden sie beim nächsten Überfall erschossen.
Einige Kilometer weiter konnten wir ein Viehtreiben aus nächster Nähe bewundern. Gauchos und ihre Hunde arbeiteten perfekt zusammen und trieben ihre Herde vor unseren Augen zusammen, damit sie verladen werden konnte. Jede Menge Fotos wurden geschossen vor einer grandiosen Bergkulisse im Hintergrund.
Kurz danach fuhren wir in den Nationalpark Los Alerces ein (Zedernpark). Bis zu 4000 Jahre alte Zedern soll es hier noch geben. An einer Stelle lud Christian uns ab, damit wir den tollen Ausblick auf den Lago Verde genießen konnten. Einen Kilometer wanderten wir durch einen alten Rotbuchenwald, diese waren schon gewaltig. Aber dann die Aussicht auf den See, die Berge und den Fluß, der von einem anderen See kam. Traumhaft schön! Wir standen 200 m über dem See vom Wind umrauscht, und die Sonne schien auf das blaugrüne Wasser. Es gibt schon schöne Flecken auf der Erde!
Am Campingplatz verging uns die gute Laune gleich wieder, denn die Chefin brauchte eine gute Stunde, bis wir endlich unseren Platz hatten. Es war inzwischen schon 19.00 Uhr. Wir waren alle ganz schön sauer, denn unser Magen knurrte schon heftig. Nun hieß es die nassen Zelte aufbauen und einräumen. Als Überbrückung haben wir schnell ein paar Scheiben Brot gegessen, und Christian machte sich ans Kochen (Goulasch mit Nudeln). Nach ein paar Bechern Bier kamen Klaus und ich gegen 23.30 Uhr in den Schlafsack. Diese Nacht schlief ich schon erheblich besser und hörte sogar um 7.00 Uhr meinen Wecker.
Freitag,11.01.
Heute war eine Bootsfahrt auf dem Lago Menendez geplant zu einem Uferstreifen, an dem noch uralte Alerces (Zypressenbäume) wachsen. Insgesamt soll es in Chile und Argentinien nur noch 3000 Bäume dieser Art geben. Über eine Hängebrücke querten wir den Rio Menendez, und immer am Ufer entlang ging es zum Bootsanleger, wo wir eine Stunde vor Abfahrt des Schiffes eintrafen. Da die Sonne vom Himmel lachte, fiel uns das Warten nicht schwer. Die umliegenden Berge, die dichten Wälder, die die Hänge bedeckten, das tiefdunkle blaue Wasser des Sees und als Begrenzung im Norden zwei gletscherbedeckte Berge, die grünlich im Sonnenlicht schimmerten, ließen uns die Wartezeit in der Sonne verkürzen. Viele schöne Fotos vom See und den Uferregionen landeten auf den Chips der Kameras.
Die Fahrt auf dem See war sehr windig aber wunderschön, da unser Boot als einziges auf dem riesigen See unterwegs war. Diese Seen dienen auch als Trinkwasserreservat des Bundesstaates Rio Negro. Auf dem Uferstück, an dem wir anlegten, empfing uns ein Ranger, der seine Führung leider nur auf Spanisch startete, 1,9 km durch dichten Urwald. Wie ein Lehrpfad gestaltet wurden alle wichtigen Bäume und Sträucher erklärt. Das Bambus bildete das Unterholz, so dass ein Abkommen vom Weg gar nicht möglich war. Die riesigen Rotbuchen und Alerces-Zypressen ließen mich ehrfurchtvoll staunen. Die Alerces sind die Mammutbäume des Südens. Das größte Exemplar, das wir zu Gesicht gekamen, war 57 m hoch und 2500 Jahre alt und hatte einen Durchmesser von 2,8 m. In Chile soll der älteste nach 3500 Jahren umgefallen sein!
Am Steilufer hörten wir nach 2/3 des Weges ein gewaltiges Donnern. An einer engen Stelle schoß der Rio Cisne in Kaskaden gewaltige Gischtwolken emporschleudernd in den Lago Menendez. Wir konnten dieses Schauspiel hautnah bewundern, denn immer wieder waren Aussichtspunkte auf unserem Weg ausgebaut. Die brodelnden weißen Wasser gegen das dunkle Grün der Bäume und der schneebedeckten Berge, traumhaft schön.
Nach 2 Stunden mussten wir uns von der herrlichen Landschaft loßreißen und zum Schiff zurückkehren, das uns in einstündiger Fahrt zurückbrachte. Ein strammer Fußmarsch zum Wagen ließ die Muskulatur wieder locker werden. Zum Glück gab es gleich Essen, denn wir hatten alle einen ganz schönen Kohldampf. Curryhuhn mit gebratenen Nudeln, wieder sehr schmackhaft.
Morgen übernachten wir in Cabanas. Dort sollen wir auch auf Pferden die Berge und die Pampa erkunden. Christian hat schon 9 Pferde bestellt.
Samstag, 12.01.
Die Fahrt hierher nach Esquel verlief reibungslos durch waldgeschwungene Täler, von hohen Bergen begrenzt. Golden leuchtete das hohe Gras, gespenkelt von grünen Baumgruppen. Sonne und Wolken wechselten sich immer wieder an, so dass wunderschöne Farbspiele entstanden. Um 15.00 Uhr fuhren wir zur Hacienda Los Alamos, wo die Pferde auf uns warteten. Ein Gaucho trat auf uns zu und sagte, wer noch nie geritten sei, solle zuerst ins Gatter zu den Pferden. Geschlossen traten alle bis auf Thomas vor. Der Gaucho machte vielleicht ein Gesicht, und wir mussten lachen.
Die Pferde waren alle lammfromm und mit Schafsfell gepolsterten Sätteln gesattelt. Nachdem die mühsame Aufstiegsprozedur überstanden war, ging es im Schritttempo los in Richtung Berge. Drei Stunden sollte der Ausritt dauern. Der Himmel war blau mit weißen Wolken gespickt, die Luft klar und rein, die Farben der Berge und die der Vegetation leuchteten intensiv. Das erste Stück hatten wir den Wind von hinten, so dass der aufgewirbelte Staub nicht störte. In einer langen Schlange bewegten wir uns durch die Ebene auf die Berge zu, die zum Teil noch mit Schnee bedeckt waren. Ich fühlte mich eigentlich ganz wohl bei dem Tempo. In den Bergen frischte der Wind aber gehörig auf, so dass die geplante Umrundung ausfiel und wir nach einer Pause den gleichen Weg zurückritten, in Staubfahnen eingehüllt.
Nach dreieinviertel Stunden langten wir glücklich und begeistert wieder bei der Hacienda an. Von der Besitzerin gab es noch Mate-Tee und Krapfen, und unter vielen herzlichen Wünschen fuhren wir wieder zu unserer Unterkunft, wo alle erst einmal unter die Dusche sprangen, um den Staub abzuspülen. Danach fuhren wir frischgestriegelt in die Stadt zum Essen. Dort überreichte Christian mir eine Karte von dem Dampfzug, der hier verkehrt, von allen unterschrieben zum Geburtstag. Außerdem lud er mich zum heutigen Essen ein. Alles in allem war es ein wunderschöner Geburtstag.
Buenos Aires empfing uns mit azurblauem Himmel und 24 Grad Wärme am Morgen. Die Zollformalitäten verliefen glatt, das Gepäck rollte schon an und Geld hatten wir inzwischen auch schon gewechselt. Ein perfekter Start. Mit drei Taxis ging es ins Zentrum, das über eine Autobahn schnell erreicht war. Unser Hotel lag an einer breiten Avenida und ein Zimmer wurde uns zugeteilt.
Nach einem Tee in einem Straßencafe machten wir uns auf Entdeckungstour. In den Fußgängerzonen war es noch ruhig, die Läden und die fliegenden Händler bereiteten sich erst auf den Ansturm zur Mittagszeit vor, denn wir befand uns ja im Süden, wo das Leben erst spät beginnt und weit nach Mitternacht endet. Unser Weg führte uns zur Plaza Mayo. Der Präsidentenpalast war ganz in rot gehalten und von Einsatzkräften der Bundespolizei bewacht, denn davor demonstrierten die weiblichen Kasino-Angestellten gegen den schlechten Mutterschutz. Senora Kirchner, gerade als Präsidentin vereidigt, hatte dies in ihrem Wahlkampf versprochen.
Auf dem Balkon des Palastes stellte ich mir in Gedanken vor, wie Evita Peron dort gestanden hatte und von der jubelnden Bevölkerung gefeiert wurde. Weiter ging es in Richtung Altstadt, wo auf einer Straßenlänge von 1,5 km Flohmarkt, Andenken, Gebrauchsgegenstände und andere Kuriositäten angeboten wurden. Typen konnte man da sehen, skuril, abgedreht und sonstwie verkleidet. An Musikkapellen der unterschiedlichsten Stilrichtungen wurden wir vorbeigeschoben. Inzwischen war es recht warm geworden (30 Grad) und ich gönnte mir einen frischgepressten Orangensaft.
Nach einer einstündigen Pause auf der Plaza Dorrego fuhren wir mit zwei Taxen zum Hafen, wo zwei Straßen mit bunt angemalten Häusern, die sich Freie Republik Boca nennen, auf uns warteten. Ein buntes Treiben mit originellen Einfällen. Und überall Straßencafes mit Tangovorführungen. Keiner nimmt Anstoß, wenn die Gäste aufstehen und zum Beispiel mit der Bedienung tanzen. Das geht bis ins hohe Alter. Ich habe einen wohl 90jährigen Tango tanzen sehen, etwas langsam, aber immer noch exakt im Takt. Eine urige Stimmung, heiter und gelöst.
Nach einer weiteren Taxifahrt (billiger als U-Bahn-fahren bei uns) aßen wir dann in einem italienischen Restaurant für 8 Euro (mit Getränk) 350 g Steak, Pommes und gemischten Salat. Gesättigt ging es zu Fuß zurück zum Hotel, schnell frisch gemacht und schon kam ein Bus, um uns zu einer Tango-Show (20 Euro) abzuholen. Im Theater "Senor Tango" ging die Show vor ca. 800 Gästen auf drei Ebenen um eine Tanzfläche um 22.00 Uhr los:
Die Tangotänzer eine Augenweide! Perfekte Körperbeherrschung, mal gefühlvoll, dann dramatisch und ganz wild und immer machohaft. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Tangostile gibt. Ein Live-Orchester lieferte die perfekte Musik. Zwischendurch durften die Andenindios auch etwas zum Besten geben. Bis sich alles im nationalen Pathos zur Musik von Evita auflöste, gesungen von 2 Frauen und 1 Mann. Zum Abschluß schwebten argentinische Fahnen und Goldregen von der Decke. Die Paare mit der linken Hand auf dem Herzen bewegungslos verharrend; und immer wieder "cry for me Argentina" auf spanisch. Dazu gab es fürs Publikum ein Glas Sekt frei. Leider durften wir nicht fotografieren, die haben aufgepasst wie die Schießhunde. Um 0.30 Uhr waren wir wieder im Hotel, ab ins Bett, damit wenigstens noch etwas Schlaf übrig blieb.
Montag, 07.01.
Um 7.00 Uhr klingelte der Wecker, schnell duschen und packen und runter zum Frühstücken. Ganz lecker! Dann mussten wir uns schon auf den Weg zum Inlandsflughafen machen, der an der Küste lag. Wieder spannte sich ein wolkenloser Himmel über uns bei 26 Grad. Der Flug nach Bariloche verlief ruhig, nachdem wir einen Zuschlag zu unserem Übergewicht des Gepäckes erfolgreich abgewehrt hatten.
Bariloche ist ein Ski-Ort mit aufstrebender Tendenz an einem großen See gelegen. Hier haben viele Deutsche und wie Christian erzählte, darunter viele Nazigrößen ihre neue Heimat gefunden. Viele Schokoladenhersteller und Eiscreme-Köche wetteifern um die schmackhaftesten Produkte. Das Eis schmeckt ganz lecker und ist billig, genau wie die Schokolade, von der ich mir eine Auswahl (265 g für 3 Euro) ausgesucht hatte.
Wir wohnen in einer gemütlichen Pension, Klaus und ich sitzen nun in unserem Zimmer unter dem Dach beim Tagebuchschreiben. Für 20.00 Uhr hat Christian einen Tisch in einem rustikalen Restaurant bestellt, zu dem wir mit unserem Mercedes Sprinter hinfahren werden.
Hier ist es erheblich kühler als in Buenos Aires und es weht eine frische Brise über dem See. Richtige Wellenberge mit Schaumkronen rollen über das Wasser. Das Essen war recht gut und preiswert. Ich habe mir eine Forelle mit Cremekartoffeln gegönnt, dazu Bier, welches hier in Literflaschen serviert wird. Wir haben zu Sechst vier Flaschen getrunken. Beim Verlassen des Lokals um 22.30 Uhr wurde es dunkel und der Wind wehte in Sturmstärke vom Nahuel Huapi - See. Unser Hostal liegt am Hang drei Querstraßen höher im Ort, und dort war es fast windstill. Nach einem kurzen Plausch hauten Klaus und ich uns ins Bett und waren sofort eingeschlafen.
Dienstag, 08.01.
Um 7.00 Uhr war wecken und um 8.00 Uhr gab es ein reichhaltiges Frühstück für 12 Pesos (2.70 Euro). Anschließend fuhren wir mit unserem Wagen los zu einer Tagestour. Immer am Lago Nahuel Huapi entlang, der von wunderschönen Häusern aus Baumstämmen und Naturstein erbaut gesäumt war; alle mit Seeblick. Der ganze Ufersaum ist in Privathand.
An einigen Aussichtspunkten hielten wir an, um die fantastische Aussicht zu genießen. Das dunkle bewegte Wasser, die dunklen Wolken, die von Chile herantrieben und der Sonnenschein, der bei uns vorherrschte, es war schon beeindruckend. Kleine baumbewachsene Inseln lockerten das Bild auf und ließen uns öfter verweilen. Nach zwei Stunden ging es von Llao Llao weiter zum Aussichtsberg von Bariloche, dem Cerro Otto (1405 m), im Winter ein Skigebiet, im Sommer ein herrliches Wandergebiet. Den Gipfel kann man zu Fuß oder mit einer Seilbahn erreichen. Wir wählten den Fußweg und wurden oben trotzdem zur Kasse gebeten (3 Euro). Dafür durften wir auch ins Drehrestaurant und auf die Aussichtsplattform. Nach einer Stunde Aussicht genießen ging es wieder retour nach Bariloche, zum Einkaufen für die nächsten Tage.
Ich bin für die Getränke zuständig (Bier, Wasser, Säfte und Wein). Wie wir morgen unser Gepäck noch unterbringen wollen ist mir schleierhaft; aber Christian wirkte ganz gelassen. Heute abend essen wir wieder im gleichen Restaurant wie gestern.
Gegen 20.00 Uhr war, bevor wir zum Essen aufbrachen, Lagebesprechung. Christian hatte schlechte Nachrichten: Unser rechter Vorderreifen war schon sehr abgefahren, obwohl im Mietvertrag stand: Reifen neu oder fast neu! Der Monteur wollte nicht selbst entscheiden, also Telefonate bis der Agent sein OK gab.
Mittwoch, 9.1.
Heute vormittag soll der neue Reifen nun montiert werden. Erinnert mich alles an Sven und Andrea in Australien. Heute morgen müssen wir auch noch Gemüse und Fleischwaren einkaufen, um für die nächsten Tage gerüstet zu sein. Der Tag begann schön, aber nur bis 7.15 Uhr, dann zog es zu und seitdem regnet es fast ununterbrochen. Unser Wirt meinte: Wird auch Zeit, denn es hat hier 6 Wochen nicht geregnet und die Waldbrandgefahr ist sehr hoch. Er und seine Frau sind Nachkommen von deutschen Einwanderern und sprechen sehr gut deutsch. Dies hat sich in der Trekkerszene herumgesprochen, denn hier im El Gaucho übernachten viele Deutsche.
Jetzt ist es 10.00 Uhr und wir müssen unsere Zimmer räumen und warten auf unseren Wagen. Dann beginnt das Abenteuer "Packen". Na, ich bin gespannt, ob noch Platz für uns bleibt! Es ist geschafft, alles ist verstaut, wir können gut sitzen. Christian hat dem Agenten sogar zwei neue Vorderreifen aus den Rippen geleiert.
Es ist 14.30 Uhr und wir können los. Als wir aus der Stadt herausfuhren, hörte der Regen kurz auf. Anschließend fuhren wir auf breiter Straße am Lago Mascardi entlang. Hier klarte es soweit auf, dass sogar blauer Himmer zu sehen war. Ideal für ein paar Aufnahmen der umliegenden Berge. Etwas weiter war es mit der Herrlichkeit schon wieder vorbei. Eine neue Regenfront erreichte uns. Am Lago Puelo steuerten wir einen schönen Zeltplatz an. Christian hatte hier im letzten Jahr gebadet und in der Sonne gelegen. Wir mussten dagegen unsere Zelte im leichten Regen aufbauen. Anschließend relaxten wir bei einigen Bieren, bevor es zum Essenmachen ging. Alle packten mit an, so dass das Essen schnell fertig wurde. Es ist 20.40 Uhr und wir können unseren nagenden Hunger befriedigen.
Zum Abendessen gab es Gemüseeintopf mit Reis. Fleisch wird erst morgen eingekauft. Bier und Wein wurde dabei fleißig zugesprochen, so dass wir morgen wieder auffüllen müssen. Um 23.30 Uhr kamen wir endlich in die Schlafsäcke. Der Regen pladderte die ganze Nacht auf unsere Zelte und hielt bis zum Morgengrauen an. Der See, an dem wir zelten, soll von Bergen umgeben sein, wir sahen keine, nur Regenwolken, mal hellgrau, dann wieder dunkelgrau. Schlafen konnte ich auch nicht so gut, ich muß mich erst wieder an die Iso-Matte und den engen Schlafsack gewöhnen. Morgens nach dem Frühstück ließ der Regen endlich nach, bis er schließlich ganz aufhörte.
Donnerstag,10.01.
Nachdem der Regen aufgehört hatte, konnten wir unsere nassen Zelte zusammenpacken, den Wagen beladen und los ging es auf die nächste Etappe. In EL Bolson hielten wir kurz an, um unsere Vorräte an Brot, Fleisch und Bier zu ergänzen. Dort stand auch ein wunderschönes Denkmal zu Ehren der ausgerotteten Ureinwohner. Aus einem ganzen Baumstamm hatte der Bildhauer an drei Seiten Figuren herausgearbeitet, nach oben hin in züngelnden Flammen auslaufend. Die natürlichen Äste hatte er als Fisch oder Kondor geschnitzt. Weiter ging es in Richtung Süden, 200 km standen auf dem Programm, 2/3 davon auf Schotterpiste.
Der Himmel klarte immer mehr auf und die Berge blickten aus den Wolken wieder heraus, schneebedeckt vom Neuschnee der vergangenen Nacht. Je weiter wir fuhren, desto mehr veränderte sich die Landschaft. Eine Hochebene tat sich auf von gelben Blumen bewachsen. Einige einzelne Haciendas lagen verstreut in der Landschaft, und Rinder und Schafe weideten in der Ebene. Die ersten Gauchos ritten vorbei, eifrig von allen fotografiert.
An einer Stelle hielt Christian an, um uns die Story von der Ranch von Butch Cassidy und Sundance Kid zu erzählen und sie uns zu zeigen. Die amerikanischen Räuber waren nach einem Banküberfall nach Argentinien geflohen, um dort mit dem Geld eine Ranch zu kaufen (wurde verfilmt mit Paul Newmann und Robert Redford). Als das Geld alle war, kam der nächste Banküberfall, und sie mussten nach Bolivien fliehen. Dort wurden sie beim nächsten Überfall erschossen.
Einige Kilometer weiter konnten wir ein Viehtreiben aus nächster Nähe bewundern. Gauchos und ihre Hunde arbeiteten perfekt zusammen und trieben ihre Herde vor unseren Augen zusammen, damit sie verladen werden konnte. Jede Menge Fotos wurden geschossen vor einer grandiosen Bergkulisse im Hintergrund.
Kurz danach fuhren wir in den Nationalpark Los Alerces ein (Zedernpark). Bis zu 4000 Jahre alte Zedern soll es hier noch geben. An einer Stelle lud Christian uns ab, damit wir den tollen Ausblick auf den Lago Verde genießen konnten. Einen Kilometer wanderten wir durch einen alten Rotbuchenwald, diese waren schon gewaltig. Aber dann die Aussicht auf den See, die Berge und den Fluß, der von einem anderen See kam. Traumhaft schön! Wir standen 200 m über dem See vom Wind umrauscht, und die Sonne schien auf das blaugrüne Wasser. Es gibt schon schöne Flecken auf der Erde!
Am Campingplatz verging uns die gute Laune gleich wieder, denn die Chefin brauchte eine gute Stunde, bis wir endlich unseren Platz hatten. Es war inzwischen schon 19.00 Uhr. Wir waren alle ganz schön sauer, denn unser Magen knurrte schon heftig. Nun hieß es die nassen Zelte aufbauen und einräumen. Als Überbrückung haben wir schnell ein paar Scheiben Brot gegessen, und Christian machte sich ans Kochen (Goulasch mit Nudeln). Nach ein paar Bechern Bier kamen Klaus und ich gegen 23.30 Uhr in den Schlafsack. Diese Nacht schlief ich schon erheblich besser und hörte sogar um 7.00 Uhr meinen Wecker.
Freitag,11.01.
Heute war eine Bootsfahrt auf dem Lago Menendez geplant zu einem Uferstreifen, an dem noch uralte Alerces (Zypressenbäume) wachsen. Insgesamt soll es in Chile und Argentinien nur noch 3000 Bäume dieser Art geben. Über eine Hängebrücke querten wir den Rio Menendez, und immer am Ufer entlang ging es zum Bootsanleger, wo wir eine Stunde vor Abfahrt des Schiffes eintrafen. Da die Sonne vom Himmel lachte, fiel uns das Warten nicht schwer. Die umliegenden Berge, die dichten Wälder, die die Hänge bedeckten, das tiefdunkle blaue Wasser des Sees und als Begrenzung im Norden zwei gletscherbedeckte Berge, die grünlich im Sonnenlicht schimmerten, ließen uns die Wartezeit in der Sonne verkürzen. Viele schöne Fotos vom See und den Uferregionen landeten auf den Chips der Kameras.
Die Fahrt auf dem See war sehr windig aber wunderschön, da unser Boot als einziges auf dem riesigen See unterwegs war. Diese Seen dienen auch als Trinkwasserreservat des Bundesstaates Rio Negro. Auf dem Uferstück, an dem wir anlegten, empfing uns ein Ranger, der seine Führung leider nur auf Spanisch startete, 1,9 km durch dichten Urwald. Wie ein Lehrpfad gestaltet wurden alle wichtigen Bäume und Sträucher erklärt. Das Bambus bildete das Unterholz, so dass ein Abkommen vom Weg gar nicht möglich war. Die riesigen Rotbuchen und Alerces-Zypressen ließen mich ehrfurchtvoll staunen. Die Alerces sind die Mammutbäume des Südens. Das größte Exemplar, das wir zu Gesicht gekamen, war 57 m hoch und 2500 Jahre alt und hatte einen Durchmesser von 2,8 m. In Chile soll der älteste nach 3500 Jahren umgefallen sein!
Am Steilufer hörten wir nach 2/3 des Weges ein gewaltiges Donnern. An einer engen Stelle schoß der Rio Cisne in Kaskaden gewaltige Gischtwolken emporschleudernd in den Lago Menendez. Wir konnten dieses Schauspiel hautnah bewundern, denn immer wieder waren Aussichtspunkte auf unserem Weg ausgebaut. Die brodelnden weißen Wasser gegen das dunkle Grün der Bäume und der schneebedeckten Berge, traumhaft schön.
Nach 2 Stunden mussten wir uns von der herrlichen Landschaft loßreißen und zum Schiff zurückkehren, das uns in einstündiger Fahrt zurückbrachte. Ein strammer Fußmarsch zum Wagen ließ die Muskulatur wieder locker werden. Zum Glück gab es gleich Essen, denn wir hatten alle einen ganz schönen Kohldampf. Curryhuhn mit gebratenen Nudeln, wieder sehr schmackhaft.
Morgen übernachten wir in Cabanas. Dort sollen wir auch auf Pferden die Berge und die Pampa erkunden. Christian hat schon 9 Pferde bestellt.
Samstag, 12.01.
Die Fahrt hierher nach Esquel verlief reibungslos durch waldgeschwungene Täler, von hohen Bergen begrenzt. Golden leuchtete das hohe Gras, gespenkelt von grünen Baumgruppen. Sonne und Wolken wechselten sich immer wieder an, so dass wunderschöne Farbspiele entstanden. Um 15.00 Uhr fuhren wir zur Hacienda Los Alamos, wo die Pferde auf uns warteten. Ein Gaucho trat auf uns zu und sagte, wer noch nie geritten sei, solle zuerst ins Gatter zu den Pferden. Geschlossen traten alle bis auf Thomas vor. Der Gaucho machte vielleicht ein Gesicht, und wir mussten lachen.
Die Pferde waren alle lammfromm und mit Schafsfell gepolsterten Sätteln gesattelt. Nachdem die mühsame Aufstiegsprozedur überstanden war, ging es im Schritttempo los in Richtung Berge. Drei Stunden sollte der Ausritt dauern. Der Himmel war blau mit weißen Wolken gespickt, die Luft klar und rein, die Farben der Berge und die der Vegetation leuchteten intensiv. Das erste Stück hatten wir den Wind von hinten, so dass der aufgewirbelte Staub nicht störte. In einer langen Schlange bewegten wir uns durch die Ebene auf die Berge zu, die zum Teil noch mit Schnee bedeckt waren. Ich fühlte mich eigentlich ganz wohl bei dem Tempo. In den Bergen frischte der Wind aber gehörig auf, so dass die geplante Umrundung ausfiel und wir nach einer Pause den gleichen Weg zurückritten, in Staubfahnen eingehüllt.
Nach dreieinviertel Stunden langten wir glücklich und begeistert wieder bei der Hacienda an. Von der Besitzerin gab es noch Mate-Tee und Krapfen, und unter vielen herzlichen Wünschen fuhren wir wieder zu unserer Unterkunft, wo alle erst einmal unter die Dusche sprangen, um den Staub abzuspülen. Danach fuhren wir frischgestriegelt in die Stadt zum Essen. Dort überreichte Christian mir eine Karte von dem Dampfzug, der hier verkehrt, von allen unterschrieben zum Geburtstag. Außerdem lud er mich zum heutigen Essen ein. Alles in allem war es ein wunderschöner Geburtstag.